Der zeitweise kälteste Ort Deutschlands war drei Stunden lang der wärmste Ort in Deutschland – die Wetterstationen auf dem Weinstein und im Großen Rinnental sorgten für Superlative.

Wie aus dem Kältepol der Wärmepol wurde

Bundesweite Bekanntheit erlangte Sonnenbühl in Sachen Temperatur schon vor Jahrzehnten, als man von den teilweise sehr niedrigen Werten der Klimastation im Großen Rinnental (Messbeginn 1989) hörte oder las. Zeitweise war und ist dort sogar der Kältepol Deutschlands zu finden. Ein 2006 angelegter 9 km langer Klimapfad (der einzige in Deutschland) veranschaulicht auf zwölf Schautafeln zunächst die geologischen Besonderheiten der Mittleren Alb und dann die besonderen klimatologischen Verhältnisse der Sonnenalb.

Da die Teilgemeinden von Sonnenbühl nicht auf der gleichen Höhenlage liegen, wurden zur gleichen Zeit teilweise sehr unterschiedliche Werte gemessen. Dies tritt vor allem in den sogenannten Strahlungsnächten auf, in denen sich in Senken wie Trockentälern oder Dolinen Kaltluftseen bilden. Ein Paradebeispiel ist das Großen Rinnental zwischen Undingen und Erpfingen. Tagsüber ist es dort bei Sonneneinstrahlung für die Höhenlage etwas wärmer. Im Herbst kommt es gelegentlich zu sogenannten Inversionswetterlagen. Das heißt, die kalte Luft bleibt in den Tälern und Mulden liegen, während die Höhenlagen auch nachts sehr milde Temperaturen aufweisen. Seit einem Jahr gibt es nun eine „Kontrastwetterstation“ auf dem Gipfel des Undinger Weinsteins in 825 m NN, also 90 m höher als die 3 km entfernte Station Großen Rinnental. Bei diesen Inversionswetterlagen wurden bereits Temperaturunterschiede von bis zu 15 °C registriert. Während zum Beispiel. in Großen Rinnental -3 °C gemessen wurden, war es gleichzeitig auf dem Berg mit +12 °C extrem mild.

Am Sonntag, den 8.11.2020 ereignete sich eine weitere Besonderheit, ja sogar ein Kuriosum. Es begann um 10:00 Uhr bei sonnigem und schwachem Wind. Mit einer Temperatur von 16,0 °C war die Wetterstation Weinstein der wärmste Ort in ganz Deutschland (derzeit gibt es ca. 1000 Stationen mit Temperaturmessungen), gefolgt von Aachen mit 15,7 °C. Eine Stunde später um 11:00 Uhr lag Weinstein mit 16,4 °C immer noch an der Spitze, dicht gefolgt von Römerstein/Zainingen (813 m NN) mit 16,3 °C. Um 12:00 Uhr musste der Weinstein dann mit 16,7 °C seine Spitzenposition abgeben, sensationell an das Großen Rinnental, das durch die enorme Sonneneinstrahlung auf 16,9 °C anstieg und sich damit an die Spitze in Deutschland setzte. Auch in Münsingen/Apfelstetten (750 m NN) war es mit 16,7 °C ähnlich warm. Teile der Mittleren Alb waren somit um die Mittagszeit der „Wärmepol“ Deutschlands. Sonnenbühl war für drei Stunden der wärmste Ort Deutschlands, von ca. 11:30 – 12:30 Uhr war der Kältepol im Rinnental der Wärmepol. Etwas später erreichten Stationen in NRW und Bayern noch etwas höhere Werte, aber das Prädikat zeitweise wärmster Ort Deutschlands bleibt für immer Sonnenbühl und Großen Rinnental.

Roland Hummel Wetterring 2000+

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